Bätzing an Brief-Unterzeichner: Verbrämung des Missbrauchs hilft nicht
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DKB) und Limburger Bischof, Georg Bätzing, hat die Kritik einer internationalen Gruppe von Bischöfen am Synodalen Weg der Kirche in Deutschland zurückgewiesen. Der Offene Brief, mit dem über 70 Bischöfen ihre Sorge vor einem drohenden Schisma ausgedrückt hatten, enthalte unbelegte Unterstellungen und missachte das Grundanliegen des deutschen Reformprozesses, schrieb Bätzing in einem am Samstag auf der Seite der DBK veröffentlichten Antwortschreiben. Im Zusammenhang mit der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch müsse "leider auch offen über Macht und Machtmissbrauch in der Kirche gesprochen werden, da helfen euphemistische Verbrämungen, wie Sie sie in ihrem Schreiben versuchen, nicht wirklich weiter", so Bätzing in seinem an den Erzbischof von Denver, Samuel Aquila, adressierten Brief.
Der Synodale Weg sei der Versuch, sich "den systemischen Ursachen des Missbrauchs und seiner Vertuschung" zu stellen und damit auch "eine glaubwürdige Verkündigung der Frohen Botschaft" neu zu ermöglichen, heißt es in dem Schreiben. "Dieser Anlass und Zusammenhang ist uns besonders wichtig, wird in Ihrem Schreiben jedoch leider überhaupt nicht erwähnt." Bätzing schreibt weiter, er würde sich "allerdings sehr wundern, wenn Sie und die Unterzeichner des Offenen Briefes die Bedeutung der Notwendigkeit nicht sähen, sich als Kirche der Frage des Missbrauchs zu stellen und daraus auch für die Kirche und ihre Strukturen Konsequenzen zu ziehen".
Keine Beschädigung der kirchlichen Autorität
Angesichts des bis in die Gegenwart reichenden Machtmissbrauchs – "auch durch bischöfliche Autoritäten" – brauche es die Beteiligung von Gläubigen an "Entscheidungen auf allen Ebenen kirchlichen Handelns". Dieses Vorgehen beschädige die kirchliche Autorität aber nicht, wie der Offene Brief unterstelle, sondern "wird ihr neu fundierte Akzeptanz im Volke Gottes verleihen", so Bätzing. Er habe mehrmals mit Papst Franziskus über den Synodalen Weg gesprochen und verstehe dessen "Brief an das pilgernde Volk in Deutschland" als Aufforderung, den Weg als eine Suche "nach einer freimütigen Antwort auf die gegenwärtige Situation" zu gehen. Niemand könne den Heiligen Geist für sich in Anspruch nehmen oder "anderen den ernsthaften Versuch absprechen, auf ihn zu hören", so der Limburger Bischof.
Entgegen der Behauptung der Brief-Unterzeichner orientierten sich die Beratungen des Synodalen Wegs nicht an "säkularen Ideologien", sondern an den "zentralen Erkenntnisquellen des Glaubens: der Schrift und der Tradition, dem Lehramt und der Theologie sowie dem Glaubenssinn der Gläubigen und den im Licht des Evangeliums gedeuteten Zeichen der Zeit". Auch werde sorgfältig differenziert, welche Reformen auf diözesaner Ebene realisiert werden könnten und welche in den weltweiten synodalen Prozess eingebracht werden müssten, an dem sich die Katholiken aus Deutschland mit "großen Hoffnungen" beteiligen würden, so der DBK-Vorsitzende.
Der vorwiegend von Bischöfen aus afrikanischen Ländern und den USA unterzeichnete Offene Brief war bereits das dritte Schreiben, in dem sich Bischöfe kritisch zum Synodalen Weg äußerten. Zuvor hatte sich die Polnische und die Nordische Bischofskonferenz an den DBK-Vorsitzenden Bätzing gewandt, der auf beide Briefe öffentlich geantwortet hat. Der jüngste Offene Brief wurde dagegen nicht im Namen einer Bischofskonferenz verschickt, der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz gehört auch nicht zu den Unterzeichnern. (mfi)